Weltgemeinschaft am Abgrund by Marc Engelhardt

Weltgemeinschaft am Abgrund by Marc Engelhardt

Autor:Marc Engelhardt
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Ch. Links Verlag
veröffentlicht: 2018-01-01T00:00:00+00:00


Gesundheit à la Gates

Wie Millionäre die Weltgesundheitspolitik formen

Der Besitz des bestmöglichen Gesundheitszustandes bildet eines der Grundrechte jedes menschlichen Wesens, ohne Unterschied der Rasse, der Religion, der politischen Anschauung und der wirtschaftlichen oder sozialen Stellung.

Verfassung der Weltgesundheitsorganisation, Präambel

Gerade ist in Méliandou Weihnachten gefeiert worden, da erkrankt der fast zweijährige Emile an einem hohen Fieber. Als seine Eltern bei ihm auch noch Blut im Stuhl finden, machen sie sich Sorgen. Das Kleinkind wirkt schwach. Méliandou ist ein kleines Dorf aus Lehmhütten am Rand von Guinea, die Grenzen nach Liberia und Sierra Leone sind nicht weit entfernt. Es gibt zwei Kirchen und eine kleine Krankenstation. Dorthin wenden sich die Eltern, doch der Arzthelfer kann nichts mehr tun. Am 28. Dezember 2013 stirbt Emile. Später wird man sagen, er war der »Patient Null«. Emile wird begraben. Eine Woche später stirbt seine Schwester. Dann die Mutter. Dann zwei Hebammen. Am Ende der Ebolakrise in Westafrika werden es 11 300 Tote sein, fast jeder zweite der 28 600 erfassten Krankheitsfälle. Einer der aggressivsten und tödlichsten Viren hatte sich da in Windeseile über Westafrika hinweg ausgebreitet.

Zunächst bekommt niemand mit, was da im guineischen Regenwald passiert. Die Gesundheitsbehörden, die erst Wochen später gerufen werden, glauben an eine Choleraepidemie. Ein Arzt nimmt den Virus von Méliandou mit in die nächstgrößere Stadt, von da breitet er sich nach Conakry aus, Guineas eng besiedelte Hauptstadt mit mehr als eineinhalb Millionen Einwohnern. Hinterher wird man herausfinden, dass die Mediziner in Méliandou Fehler gemacht haben, ob bei den Tests oder der Weitergabe von Ergebnissen, ist unklar. Erst nach drei Monaten erkennen Mitarbeiter von »Ärzte ohne Grenzen« anhand einer Symptombeschreibung, dass es sich bei der geheimnisvollen Krankheit um Ebola handeln muss. Kurz darauf wird die WHO in Genf alarmiert.

Das ist Pflicht. 24 Stunden bleiben einer Regierung dafür. Doch nicht alle Staaten halten sich daran. Selbst dem heutigen Chef der Weltgesundheitsorganisation, dem Äthiopier Tedros Adhanom, war in seinem Wahlkampf für das Amt vorgeworfen worden, dass er als äthiopischer Gesundheitsminister drei Choleraepidemien nicht nach Genf gemeldet habe. Tedros wies das zurück, doch fest steht: Viele Regierungen haben Angst, den Ausbruch von Epidemien publik zu machen. Zu den Gründen gehören mögliche Grenzschließungen, das Auffliegen von Fehlern im Gesundheitswesen oder der Rückzug von Investoren. Doch dass die ersten Ebolafälle erst Monate nach Emiles Tod in der 650 Kilometer entfernten Hauptstadt Conakry diagnostiziert wurden, lag vor allem daran, dass es nur dort halbwegs ordentlich ausgestattete Krankenhäuser gibt. Da hatte sich die Epidemie bereits in die Nachbarländer Liberia und Sierra Leone ausgebreitet. 170 Ärzte sorgten in den beiden Ländern zu diesem Zeitpunkt für zehn Millionen Menschen – kein Wunder, dass die Epidemie dort lange unentdeckt blieb.

Die WHO wiederum zögerte auch nach der Meldung aus Conakry lange, bis sie Alarm schlug. Ende März meldete ein Sprecher erstmals 59 Tote durch das Virus. Aber erst am 8. August 2014 trat die damalige WHO-Generaldirektorin Margaret Chan vor die Presse, um die Ebolaepidemie in Westafrika zu einem globalen Gesundheitsnotstand zu erklären. Im August lag die Zahl der Toten über 700 und Chan warnte: »Die



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